neurologie
Neurologie beschäftigt sich mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems, bestehend aus Gehirn und Rückenmark, sowie Erkrankungen der peripheren Nerven und Muskeln. Der wissenschaftliche und technische Fortschritt führte in den letzten Jahrzehnten zur rasanten Entwicklung der Neurologie aus einem „kleinen, akademischen“ Fachgebiet zu einer der Spitzendisziplinen moderner Medizin. Zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen zählen:
Zerebrovaskuläre Erkrankungen, die sich meistens als vorübergehende (TIA) oder dauerhafte (Schlaganfall) neurologische Ausfälle äußern, die durch eine Durchblutungsstörung des zentralen Nervensystems entstehen. Die Ursache liegt oft in langfristig zunehmenden Verstopfungen der arteriellen Gefäße, begünstigt durch den Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfette, Rauchen oder körperliche Inaktivität. Weitere Ursachen der Gefäßveränderungen können Entzündungen, angeborene oder erworbene Fehlbildungen, sowie Stoffwechselstörungen sein.
Eine pathologische, übermäßige und synchronisierte Aktivität der Neuronen in der Großhirnrinde kann zu plötzlichen Bewusstseinsstörungen, rhythmischen Zuckungen und Krämpfe führen. Diese anfallsartigen Erscheinungen sind Bestandteile der epileptischen Erkrankungen. Die Ursachen für Epilepsie sind sehr vielfaltig, variieren von genetischen, über Stoffwechselstörungen bis hin zu Folgen von Hirnverletzungen z.B. durch Trauma, Blutung oder Infektion.
Häufig sind stark ausgeprägte, einzelne Symptome der Anlass einen Neurologen aufzusuchen, häufig unterschiedliche Ausprägungen von Kopfschmerzen. Dauerhaft oder wiederholend, pochend, pulsierend, druckend, umschrieben, strahlend oder den ganzen Kopf betreffend, sind Kopfschmerzen für die Betroffenen oft lästig und behindern imm Alltag. Dabei handelt es sich nicht um ein Krankheitsbild, sondern um ein subjektives, nicht messbares Gefühl, das verschiedene Hintergründe haben kann. Ein ähnliches Beispiel stellt Schwindel dar. Hierunter werden oft unterschiedliche Beschwerden wie „alles Dreht sich“, Benommenheit, Unsicherheit und Schwanken beim Stehen und Laufen beschrieben. Die Suche nach der Ursache erfolgt strukturiert und sorgfältig, da Schwindel viele Auslöser haben kann, die oft auch außerhalb des Nervensystems liegen.
Obwohl Infektionen durch verschiedene Erreger noch immer eine wesentliche Rolle im neurologischen Alltag spielen, sind sogenannte autoimmune entzündliche Krankheiten des Nervensystems durchaus häufiger. Dabei erkennt der eigene Körper Teile des Nervensystems als „fremd“ und greift sie durch Aktivierung des Immunsystems an. Dies führt zur Schädigung der neuronalen Strukturen und deren Funktion und damit einer Reihe klinischer Erscheinungen. Im Fall der wohl bekanntesten autoimmunen neurologischen Erkrankung, Multipler Sklerose (MS), kommt es zu einem dauerhaften Wechsel zwischen den entzündlichen Ereignissen (sog. Schübe) und Versuchen des Nervensystems die entstandenen Schäden zu reparieren. Daher spricht man bei MS von einer zeitlichen und räumlichen Dissemination (Streuung) der Läsionen. Ein Gegenbeispiel ist durch chronische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) gegeben. Ähnlich wie bei MS, findet hier eine immunvermittelte entzündliche Reaktion gegen die Nervenscheide statt, befallen sind aber nur die peripheren Nerven. Beide Krankheiten unterscheiden sich im Verlauf. MS verläuft, wie bereits erwähnt, meist schubförmig, CIDP dagegen geradlinig.
Das Altern ist ein natürlicher Prozess, verursacht durch die kumulierenden Schädigungen der molekularen, zellulären und interzellulären Strukturen und immer mehr schwankenden Reparaturkräften des Organismus. Bezogen auf die Gewebe- oder Organebene, spricht man von einem degenerativen, im Fall des Nervensystems, von einem neurodegenerativen Prozess, der seinen Ursprung auch in z.B. vaskulären, toxischen oder mechanischen Ursachen haben kann. Der Sammelbegriff für den irreversibeln Verlust der erworbenen geistigen Funktionen, wie z.B. Gedächtnis, Planung, oder Kommunikation heißt Demenz. Im Grunde genommen, kommt es hier zu einem sukzessiven, globalen oder mehr oder weniger lokalen Schwund der Großhirnsubstanz. Anders als bei Demenzen betreffen manche neurodegenerative Krankheiten eher umschriebene anatomische Strukturen und führen zu den spezifischen klinischen Bildern, wie z.B. beim Parkinson Syndrom. Dieser Krankheit liegt die Degeneration der Neuronen in der Substantia nigra zugrunde, einem paarigen Nervenkern des Mittelhirns und der damit eihergehende Verlust des dort produzierten Botenstoffes Dopamin. Als Folge des Dopaminmangels tritt bei den Betroffenen das typische Zittern der Hände (Tremor), Bewegungsarmut (Bradykinesie) und spezifische Muskelstarre (Rigor) auf.
Bei den in der Bevölkerung weit verbreiteten, neuroorthopädischen Krankheiten, handelt es sich meist um die schmerzhaften Erkrankungen der Wirbelsäule. Das Heben und Tragen schwerer Gegenstände, aber auch langes Sitzen, mangelnde Körperbewegung, Fehlkörperhaltung und Übergewicht führen zur Überbelastung der Wirbelkörper und der dazwischen liegenden Bandscheiben. Dabei werden die Wirbelkörper durch gestiegene Knochenmasseproduktion immer größer, die Bandscheiben verlieren das Wasser und damit Widerstandsfähigkeit, es kommt zu den Bandscheibenvorfällen. Die in der Wirbelsäule liegende Nervenstränge, Nervenwurzeln und spinale Nerven werden komprimiert. Daraus resultierende schmerzhafte Syndrome, Musterbeispiel Hexenschuss, sind nicht nur unangenehm, sondern können unter Umständen auch zu den Missempfindungen und sogar Lähmungen führen.
Handschuh- und sockenförmiges Kribbeln, „Ameisenlaufen“, Taubheit und wiederholtes Stolpern sind oft Zeichen einer Polyneuropathie, einer gleichzeitigen, diffusen Funktionsstörung mehrerer Nerven. Eine Vielzahl schädlicher Faktoren wie z.B. Nährstoffmangel, erbliche Gendefekte, Diabetes, Alkohol, Toxine und Schwermetalle, Tumore, aber auch manche Medikamente, können eine Polyneuropathie auslösen. Immerhin bleiben in 10-15 Prozent der Fälle die Ursachen ungeklärt.